Der 2004-er Jahrgang

es waren trotz fehlendem Happy End sehr schöne, erfolgreiche 7 Jahre

U 18 Nationalmannschaft belegt bei der EM den 5. Platz

Die positive Erkenntnis ist, dass die Jungs jedes Spiel unermüdlich gekämpft hatten, in jedem Spiel alle Tugenden des 6th Tool abgerufen hatten, der Spirit hoch und immer ungebrochen, der Zusammenhalt riesig war. Die unangenehmere Erkenntnis ist, dass das auch in jedem Spiel notwendig war. Kein Spiel war bei dieser EM leicht, das oft besungene Spielglück, der Mojo war uns während dieser August-Tage in Ostrava und Brno nicht hold gewesen.

In der Vorbereitung beim Gateway Turnier in Regensburg kamen die Spieler nach und nach angereist, da noch Play Off Spiele in der Bundesliga oder schulische Nachprüfungen zu absolvieren waren. Tristan Russell war noch bis kurz vor Turnierbeginn bei den Area Codes in San Diego zu Gange und es ist seinem Charakter und seiner Verbundenheit mit seinen Buddies in dieser Mannschaft zu verdanken, dass er sofort nach Tschechien nachgereist kam und wie in all den Jahren auch diesmal eine extrem starke Leistung zeigte.

Neben knappen, engen Siegen gegen die Gateway All Stars und Italien wurden in Regensburg zwei Spiele gegen die Tschechen und Holländer auch auf Augenhöhe verloren. Die Trainings-Intensität war hoch, die Laune super. Es war allerdings nicht wie zum Beispiel vor dem EM Gewinn 2019 (U 15) mit überzeugenden Triumphen in der Vorbereitung losgegangen, aber zur Sorge bestand auch nicht wirklich Anlass. Probleme beim Pitching einzelner, ein paar Boo-Boos defensiv, Pech beim Hitting, aber eigentlich erstmal  kein Grund zur Sorge.

Nach der ewig langen Fahrt nach Ostrava stand am Abend des 13.8. das erste Spiel gegen Israel auf dem Programm. Die Mannschaft aus Israel hatte in der Turniervorbereitung die Maccabi-Spiele gegen die USA und Canada gespielt und war beileibe nicht zu unterschätzen. Als Starter sollte Noah Lindt (Bonn Capitals/jetzt Vernon College) beginnen, der in der Bundesliga 2022 komplett dominiert hatte und wie er später noch zeigen konnte, in Top-Form war. Doch ein Wolkenbruch und schlechte Wetterprognosen verhinderten unser Flutlichtspiel. Das Israel Spiel  wurde daher auf den nächsten Morgen auf 10 Uhr verschoben und die TCs verkündeten auch, dass eine 2 Stunden – Zeitbegrenzung in Effekt trat.

Durch diese Verschiebung konnte Noah nicht mehr beginnen, da er ja auch das dritte Spiel gegen Italien starten sollte. Also begann der Stuttgarter Moritz Van Bergen für uns auf dem Hügel. Wir waren 1 zu 0 als Gast in Führung gegangen, aber Mo hatte einen suboptimalen Tag erwischt: 5 Walks, 2 Hits (aber auch  4 Strike Outs), 5 Runs liest sich seine Bilanz. Wir konnten alle kaum unseren Augen  trauen. Die Israelis waren oben auf, der Druck wuchs als die Minuten des durch die Zeitbegrenzung zusätzlich belasteten Spieles dahin tickten. Nach Moritz, der nach 1 1/3 Innings abgelöst wurde, kam Fabian Aquino aus Cabarete, der dann erst mal zwei Balk-Calls der Umpires über sich ergehen lassen mussten, die das sehr im Auge, die Strikezone aber extrem klein eingerichtet hatten. Fabian musste aber nur noch einen Run abgegeben, genauso wie Tim-Luca Lindemann (Neuenburg Atomics), der im dritten Inning den Hügel übernommen hatte und nur einen Solo Homerun konzedieren musste. Es stand mittlerweile 3 – 6 gegen uns, die Israelis callten ständig Time, waren „verletzt“ , spielten auf Zeit, aber dann kam dann doch die herbei gesehnte offensive Explosion mit 5 Runs unsererseits, gekrönt von einem satten Homerun von Joshua Harrison (Hünstetten Storm) im 4. Inning und der 8 – 6 Führung.

Das Spiel stand aber auf Messers Schneide, die Israelis waren gut drauf und witterten ihre Chance, die Sensation. So war es notwendig, zu diesem Zeitpunkt gleich im ersten  Spiel mit Paul Schmitz (Bonn Capitals/jetzt University of Houston) weiter zu machen, der sowohl in der Bundesliga wie auch beim Champions Cup – Turnier dieses Jahr gezeigt hatte, dass er nicht nur in der U 18 Altersklasse ein Ausnahmepitcher ist. Paul beruhigte das Geschehen auch wie erhofft, warf in 2 2/3 IP ganze 8 Strike Outs bei nur einem Hit und wurde nachdem er 41 Pitches geworfen hatte für ein Aus von Bjarne Reinhardt abgelöst.

Im 6. Inning konnten wir dann noch weitere 4 Runs zum 12-6 Sieg erschlagen und erlaufen, das erste Spiel war nach einer Nervenschlacht gewonnen, aber wir hatten Paul Schmitz, der ja noch später gebraucht wurde schon 41 Pitches werfen lassen müssen.

Alle Stats des Turnieres hier

(Spiel für Spiel unter schedule& results)

Ein paar Stunden später hieß der Gegner Irland, eine Mannschaft, die hauptsächlich aus US Amerikanern, aber auch aus echten Iren bestand, die in ihrem ersten Spiel des Turnieres am Vortag nicht wirklich überzeugen konnten. Es entwickelte sich aber wieder ein Krimi, den wir dank soliden Pitchings von Joshua Harrison (Hünstetten – 4 IP) und Youngster Jonathan Schäffer (Stuttgart Reds – 3 IP) mit 3 – 1 für uns entscheiden konnten. Souverän war das gegen einen eigentlich unterlegenen Gegner nicht wirklich, allerdings muss man  deren sehr unangenehmen, starken Lefty-Pitcher auch Credit geben. Er machte es unseren Hittern mit seinen Tempowechseln schwer.

Zwei Spiele also, zwei knappe Siege, also erstmal durchatmen und weitermachen. Im dritten Spiel gegen Belgien blieb es aber weiterhin nervenaufreibend. Wir taten uns extrem schwer und die Belgier spielten stark gegen uns, das kann man nicht anders sagen. Unser Starting Pitcher Tim Fischer (Regensburg/jetzt LA Dodgers MILB) kann ein Lied davon singen, denn in 3 IP gab er bei 4 Walks, 4 Hits ganze 5 Runs ab und auch Fabian Aquino (RuizBull Cabarete) musste 2 Runs in einem Inning über die Platte lassen. Das Spiel war bis zu Ende knapp, die Belgier wehrten sich und so kam unser etatmäßiger Closer Luca Hörger (Heidenheim)  für ganze 3 Innings zum Einsatz und konnte das Feuer löschen. Unser Topline – Pitching war durch die knappen ersten drei Spiele schon ziemlich ausgedünnt und müde.

Am Schlag ließen wir wie schon in den beiden Spielen zuvor viel zu viele Baserunner auf den Bases , aber am Ende setzte sich der Spirit, die Erfahrung, die Qualität durch und wir kamen zu schönen Hits (14 insgesamt) und Rallies und setzten uns am Ende mit 10 – 7 durch.

Wie bereits gesagt, Stats sind hier zu finden, professionelle Photos des Veranstalters hier

Es war die bereits dritte schwere Geburt in Folge, aber jetzt waren alle ready für die Italiener, die für dieses Turnier auch ihr Top Talent Alessandro Ercolani, Pitcher in der Pittsburgh Pirates Organistion mit starker Saison in den Minors eingeflogen und gegen uns auf den Mound gestellt hatten.

Die Mannschaft war heiß und fokussiert, die deutschen Fans, also Eltern, Family und Supporters (Dank auch an Sascha Herrmann vom Baseball Fanclub) unterstützten uns toll, die Stimmung war electric und es Begann das Duell zwischen Noah Lindt (Bonn) auf deutscher Seite und Allessandro Ercolani auf italienischer Seite. Beide gehören zu den Besten dieser Altersklasse in Europa und das zeigten sie auch. 90mph+ von beiden. Unsere At Bats gegen Ercolani wurden immer besser, aber die Defense stand top auf beiden Seiten, Strike Outs kamen auch dazu. Im dritten Inning konnten die Italiener dann mit 2- 0 in Führung gehen, aber wir schlugen sofort mit 3 Runs in der oberen Hälfte des dritten Innings zurück, darunter war ein Homerun von Joshua „ dem Germanen“ Harrison (Hünstetten). Das 4. Spiel gegen Italien war ein Hammer-Spiel, ein Krimi, hochklassig. Nach dem 4. Inning war Noah müde und wir wollten angesichts des engen Spielstandes – und wie es auch am Anfang angedacht war – wieder mit Paul Schmitz den Sack zu machen. Paul war von unserem sehr fähigen und engagierten Physiotherapeuten Pascal Brach für das Spiel fitgemacht und gepflegt worden und er fühlte sich auch gut, aber trotzdem waren 41 Pitches 48 Stunden zuvor doch zu viele, sodass es unverantwortlich erschien, ihn nach 1 1/3 Innings weiterpitchen zu lassen, auch weil er  seine Pitches nicht wie gewohnt spotten konnte. Dazu kamen bei seinem Auftritt wie dann auch bei Tim-Luca Lindemann (Neuenburg Atomics) kostspielige Errors oder eher suboptimale Defenseaktionen vor allem im Outfield ins Spiel, so dass die Italiener im 6. Inning auf 4 Runs kamen. Wir konnten zwar noch einmal verkürzen, aber am Ende mussten wir uns doch trotz 9 – 5 Hits geschlagen geben. Sehr unglücklich, sehr frustrierend, denn wir hatten Ercolani vom Mound geschlagen, waren eigentlich besser, aber….

Nach dem Reisetag von Ostrava nach Brno ging es im abschließenden Gruppenspiel gegen Tschechien schon um alles, wir standen mit dem Rücken zur Wand. Moritz Van Bergen (Stuttgart) war wieder der Starter und auch diesmal war es für den normalerweise so starken Stuttgarter Lefty wie verhext: Zu viele Walks, ein Homerun und so waren wir schnell 0 – 3 im Rückstand. Im zweiten Inning kam es dann ganz dick: 6 weitere Runs und so war für Mo das Pitching nach 1 1/3 IP und 8 Runs bei 5 Hits bereits zu Ende. Zwei grausame leichte Errors taten ihr Übriges. 0 – 9 nach 2 Innings denn auch Bjarne Reinhardt (Paderborn) vermochte es nicht, die Offensive der an diesem Tag bärenstarken Tschechen einzudämmen. Nach einem heftigen Regenguss samt Raindelay machten sich die U 18 Schildwall – Krieger zur Aufholjagd. Ein unglaublicher Kampfgeist, Nie-Aufgeben, immer weiter, immer weiter und nach einer Weile schien die Sensation mehr als möglich. Luca Hörger (Heidenheim) übernahm für den Rest des Spieles den Mound und obwohl er im zweiten Inning gegen den Centerfield-Zaun gerannt war und sich die linke Hand umgebogen hatte (wie wir jetzt wissen: zwei gerissene Sehnen), warf er wie ein Held, wie wir ihn kennen und schätzen. Die deutsche U 18 Nationalmannschaft kamen immer näher ran, die Sensation lag in der Luft und nach dem 5. Inning stand es nur noch 9 – 12. Wir hatten wieder Bases loaded, konnten aber nicht weiter scoren und dann schlug der Errorteufel wieder zu und die 3 unearned Runs der Tschechen im 6. Inning waren des Guten dann zu viel. Insgesamt 13 Hits unsererseits waren nicht genug, mindestens 4 gescorte Errors waren zu viel und so mussten wir uns am Ende nach großem Kampf mit 10 – 15 geschlagen geben. Der Traum von drei EM Titeln nach U 12 und U 15 war damit geplatzt.

Was soll´s, es geht ja bekanntlich trotzdem immer weiter. Als nächster Gegner wartete nun der Vierte der Gruppe A: Großbritannien. Ähnlich wie gegen Irland standen uns nun wieder US Amerikaner, diesmal mit britischem Pass gegenüber und wieder entwickelte sich ein zähes Spiel, das wir am Ende mit 3 – 0 gewinnen konnten. Tim Fischer (Regensburg) warf vier starke Innings mit 7 Strike Outs und nur einem Hit gegen sich, Joshua Harrison und Tim-Luca Lindemann machten den Sack zu. Insgesamt kamen die Briten auf 2 Hits, die Defense machte jedes Play und so hatten wir uns wenigstens für das Spiel um Platz 5 gegen Frankreich qualifiziert.

Die Franzosen hatten in der Gruppe A den Spaniern und Holländern jeweils erbitterte Gegenwehr geliefert, aber knapp verloren und wie wir die anderen drei Gruppenspiele gewonnen.

Waren die ersten 6 Spiele zäh und doch auch mit folgenschweren Errors und Schlagpech  belastet gewesen, lief  jetzt im letzten Spiel des ruhmreichen 2004-er Schildwall (mit sechs 2005-ern und 2006-ern) alles wie am Schnürchen. Hatten wir vorher Linedrives in Handschuhe geschlagen, knappe Calls nicht bekommen, so lief jetzt alles wie wir uns das eigentlich für das ganze Turnier einschließlich Finale gewünscht und erhofft hatten. Die Franzosen hatten keine Schnitte. 14 Runs bei 12 Hits und nur zwei Hits gegen unsere Pitching Staff um den überragenden Noah Lindt (Bonn – 3 IP; 0 Hits, 0 Runs, 7 K´s), Fabian Aquino (RuizBull Cabarete – 1 IP; 2 Hits, 1 Run, 1 K) und Paul Schmitz (Bonn – 1 IP, 0 Hits, 0 Runs, 2 K´s). Die Feldverteidigung glänzte und es wurde geknattert.

Nach 5 Innings war der Spaß vorbei und jetzt spätestens – als auch die zahlreichen Eltern und Familienangehörigen, die mit uns zusammen seit dem ersten U 11 Sichtungscamp in Deggendorf viele Erfolge gefeiert hatten – brachen sich die Emotionen ihre Bahn. Es war ein toller Run über all die Jahre gewesen. 2015 hatten wir beschlossen auch eine U 12 Nationalmannschaft zu initiieren, 2016 konnte der große Kern dieser Mannschaft bereits die U 12 EM gewinnen, 2017 waren mit Yannic Walther, Mo Van Bergen und Tristan Russell drei Spieler maßgeblich am Gewinn der EM im U 15 Bereich beteiligt und 2019 konnte dieser Triumph mit wieder allen an Bord wiederholt werden. Das Happy End mit dem möglichen Gewinn des U 18 Titel ist leider ausgefallen, aber über die Jahre hatte sich ein eingeschworener Schildwall gebildet, Freundschaften die ein Leben lang halten werden waren entstanden und wurden gepflegt.

Es gab und gibt nach dem Turnierende keine Vorwürfe, kein Selbstmitleid oder eine schlechte Stimmung, nur leichtes Bedauern über die verpasste Möglichkeit, denn alle hatten alles aus sich herausgeholt, der Siegeswille, der Fokus, das Selbstvertrauen, das Auftreten auch nach den unglücklichen Niederlagen kann mich als Manager und Trainer nur stolz machen. Eine ganze Reihe der 2004-er Spieler beginnt jetzt in den USA eine College – oder Profi Karriere, andere folgen nächstes Jahr.

Neben den arrivierten 2004-er Stars Tristan Russell, Luca Hörger, Yannic Walther, Mo Van Bergen und Joshua Harrison (Hünstetten – zweitbester Batter des gesamten Turnieres !) konnten am Schlag auch die jungen Spieler Darrion Richards (2006-er – aus Paderborn; 8 Hits und 6 RBI´s als Lead Off) sowie Tobias Maul (2005-er aus Paderborn;  10 Hits, .500 Avg) mehr als überzeugen.

Außer diesen beiden sind nächstes Jahr auch noch Jonathan Schäffer (Stuttgart – Avg .500), Collin Uzoewulu (Bonn), Fabian Aquino , Erik Kunze (Bonn), der drei Spiele sehr gut catchte und auch sonst ein sehr gutes Turnier spielte und Luca Dickinson (California), der leider wegen einer Armverletzung nicht pitchen, sondern nur als Corner-Infielder oder DH eingesetzt werden konnte, im Juniorenbereich spielberechtigt. Alle Stats hier

Die Juniorennationalmannschaft wird vom 912. Bis 16.12.2022 in Teneriffa ein großes internationales Turnier bestreiten.

Alper Bozkurt, der den leider verletzten und vermissten Heiko Schumacher ersetzte war wie auch Pitching Coach Clemens Cichocki, Strength and Conditioning Coach Victor Araya und der ewige Octavio Medina eine große Hilfe, alle machten einen Top Job. Den beiden Saarländern Pascal Brach (Physiotherapeut) und Nadine Kochheim kann man nicht genug danken. Gerne hätte ich mit euch gefeiert, aber auch so waren es schöne zwei Wochen. Ihr wart super hilfsbereit, kompetent und unersetzlich.

Jetzt sind wir seit Dienstag mit dem 2009-er (2010-er) Jahrgang beim Back2School Turnier wieder in der Tschechischen Republik, diesmal in Prag