Yannic Walther und Paul Hoff zu Gast

...das letzte Spiel war so halbgut (also nicht gut)

Boca Chica 2024 – Letzter Spieltag und Besuch von zwei Deutschen Profis im DBA Hotel

Am Karfreitag bekamen die beiden Milwaukee Brewers Profis die Erlaubnis, ihren alten langjährigen Trainer und Mentor – nämlich mich – und die anderen DBA Coaches sowie ihre potentiellen Nachfolger im DBA Jugend/Cadets – Schildwall in Boca Chica zu besuchen und so für zwei Tage der doch schon eintönigen Monotonie des DSL Komplexes zu entkommen. Dafür waren Telefonate und Textmessages  mit dem  International Scouting Director, mit dem DR Coordinator oder auch Administrator meinerseits notwendig, aber auch die Jungs selbst haben sich vor Ort aktiv um ihren Urlaub gekümmert.   (DSL steht für Dominican Summer League)

Rafael de Los Santos ist also die ca. 30 Minuten gefahren und hat sie abgeholt. Für unsere 20 Jungs vor Ort war es natürlich eine tolle Sache, mit Yannic und Paul zwei deutsche Spieler kennen zu lernen bzw wieder zu treffen, die das schon erreicht haben, wovon sie auch träumen: Einen Profivertrag

Am Abend stand dann eine Frage – und Antwortstunde auf dem Programm und diese dauerte um die 90 Minuten. Vor allem Yannic Walther, der ja mit seinen 19 Jahren schon bei der Herren EM im Herbst 2023 zu den besten Spielern gehört hatte und der schon im Januar 2023 in die DR gereist war und fast das ganze Jahr dort verbracht hatte, antwortete und erzählte sehr reflektiert und reif von den Anforderungen, Herausforderungen, Abläufen in einer dominikanischen MLB Akademie für International Free Agents.

Bei den Brewers stellen die Dominikaner schon die größte Gruppe an Spielern, aber es gibt auch viele Venezolaner, einige Mexikaner, ein paar Nicaraguense, Panamenos oder Kolumbianer. Paul und Yannic teilen sich ein Viererzimmer mit einem Venezolaner und einem Mexikaner. Die jungen Spieler aus Mittelamerika kommen schon aus einer anderen Kultur wie die Dominikaner, stehen den Deutschen sogar teilweise kulturell ein wenig näher obwohl das natürlich wieder eine ganz andere Welt ist, eine Welt in der Baseball anders als in Europa King ist.

Alle eint aber natürlich der eisernen Willen es zu schaffen, in die USA geflogen zu werden. Das ist erstmal das nächste Ziel, ein Schritt nach dem anderen…. Auf die Frage bzw die Annahme, dass jeder nur für sich ist und auch nur an sein eigenes Weiterkommen denkt, kein Teamspirit besteht sagte Yannic, dass das schon irgendwie zum Großteil so ist, dass er aber mit seinen Catcher – Kollegen doch eine Schicksalsgemeinschaft bildet und er den anderen schon alles Gute wünscht, schließlich wäre es ja auch super, wenn sie es alle bei irgendeinem MLB Club schaffen würden, denn man kann ja auch getradet werden. Paul äußete sich ähnlich über seine Pitcher – Kollegen

Es gibt im Komplex WLAN, das allerdings in manchen Teilen des Gebäudes auch mal ausfällt oder nicht so stark ist, das Essen ist reichlich und ziemlich gut, die Trainer sprechen zum größten Teil auch zumindest rudimentär englisch.

Der Tag beginnt um 7 Uhr morgens mit Gym. Pitcher und Positionplayers trainieren im Prinzip  weder im Gym noch sonst wo zusammen. Catcher treffen beim Live Pitch sessions mit den Pitchern zusammen, Yannic hatte vor ein, zwei Tagen  auch Paul gecatcht und dieser hat seine Sache sehr gut gemacht. Ab ca. 13 Uhr ist eigentlich der Trainingstag zu Ende (in der Saison so gegen 15 Uhr)und dann beginnt schon ziemlicher Leerlauf  (Tischtennis, Tischfussball oder Online Fortnite o.ä. spielen – die Latinos haben auch noch Englisch Unterricht) bis es am nächsten Morgen wieder losgeht

Während Yannic also received, blockt, Gewichte stemmt oder auch im Cage an seinem Hit-Tool arbeitet, macht Paul Wurf – Programm, auch Yoga und eben viel Gym-Work. Die Dominican Summer League beginnt erst im Juni. Dann werden über 60 Spiele gespielt, davor im Mai auch eine Art Vorbereitungs Liga.

Das bedeutet, dass die Spieler ab Mitte Januar bis Mai täglich außer am Sonntag nur trainieren, nie spielen. Das muss man sich mal vorstellen, das ist extrem herausfordernd in diesem Klima, weit weg von jedem normalen Leben, quasi aus Sicherheitsgründen im Komplex eingesperrt. Nur alle zwei Wochen werden die Spieler für 4 Stunden in eine Mall gebracht, wo sie auch mal andere Leute sehen können. Man kann sich also vorstellen, wie happy die beiden für 48 Stunden im Hotel Magic Tropical mit Swimming Pool, Beach, deutschen Jungs und Trainern usw waren.

Yannic hat im Jahr 2023 , da er im November auch Dominican Instructional Ball (Liga instrucional) gespielt hat, fast 10 Monate komplett im Komplex der Brewers verbracht, nur unterbrochen von seiner Teilnahme an der Europameisterschaft und ca 5 Wochent rund um Weihnachten und Neujahr herum. Seit dem 19. Januar 2024 ist er schon wieder vor Ort, every day, keine Pause…nur die Harten kommen in den Garten.

Sein 19. oder 20. Lebens-Jahr von der Welt isoliert in einer Baseball Gladiatorenschule im Hinterland von Boca Chica, fast in Guerra zu verbringen, dabei immer motiviert, immer fokussiert, immer trotzdem positiv zu bleiben, nie den Cool zu verlieren, alles dem einen Ziel unterzuordnen ….das muss man schon lieben, das muss man schon mit ganzem Herzen in Kauf nehmen denn die Belohnung, die am Ende der Reise winkt ist natürlich gewaltig. (Max Kepler z.B. erzählt seinen Eltern immer, dass neben Ruhm, Ehre und Reichtum alleine das Essen, das man als Major Leaguer in den 6-Sterne-Hotels oder von den eigen Team-Köchen bekommt nicht von dieser Welt ist, aber das nur nebenbei) Für all das muss man hart, fokusiert und konstant kämpfen, bereit sein diesem Ziel alles und zwar wirklich alles unterzuordnen . Dann hat man u.U. eine Chance es zu schaffen.

….. Alleine für diese Erkenntnis, die Schilderung der Realität, von der die beiden trotzdem bei allen Entbehrungen keine Sekunde missen wollen oder bereuen, die Yannic sehr gut –  ernst aber mit einem zufriedenen und selbstbewussten Lächeln auf den Lippen  – rüber gebracht hat, hat es sich schon für die 14- und 15 Jährigen potentiellen  Nachfolger gelohnt zuzuhören. Yannic Walther war als Spieler dreimal mit der DBA in Boca Chica und zweimal monatelang bei TroskyBull in Boca Chica (und dreimal Europameister). Paul Hoff war einmal als Spieler in Boca Chica und insgesamt fast 9 Monate lang bei RuizBull in Cabarete (und auch bei Ozuna) hat im Finale des DIBAT Turnier in Puerto Rico international auf sich aufmerksam gemacht.

PS: Gestern hat übrigens Yannic angerufen und berichtet, dass er mit zwei Kollegen zum Manager gerufen wurde, der zu ihnen sagte: “Congratulations, this will be your last week in the Dominican Republic, you have been called up to fly to the Brewers complex to Arizona” Yannic wird also den nächsten Schritt machen, die harte Arbeit hat sich gelohnt, aber…es ist nur der nächste Schritt, der ihm aber viel mehr persönliche Freiheit bringen wird. Wir sind alle unheimlich stolz und happy für ihn und wünschen ihm alles Gute. Für den lieben Paul Hoff wird es jetzt natürlich ohne den mittlerweile sehr gut spanisch sprechenden Yannic Walther noch ein Stückchen härter, denn jetzt ist er der einzige Gringo im DSL Complejo der Brewers, aber auch Paul hat das Zeug früher oder später innerhalb der Organisation aufzusteigen und ins Flugzeug nach Arizona zu steigen (er ist allerdings mit seinen gerade 17 jahren noch ziemlich jung).

PSS: Für Paul Hoff haben die Brewers die Erlaubnis erteilt, dass er für Deutschland bei der U 18 Heim – EM antreten kann. Darauf freut er sich natürlich riesig

Aber: wenn es einfach wäre, könnt´s ja jeder

SPIEL 5 gegen Club Ozoria (4 – 16)

So wie in der Ozuna Akademie noch alles golden war, war es gestern eher blechern. So ist es leider manchmal im Baseball. Starter Nicolas Wäller (aus Hamburger jetzt Regensburg) hatte einen was Körpersprache, Energie, Kontrolle und stuff eher schwächeren Tag erwischt und bei Fynn Weiß (Mannheim Tornados), der ihn nach 1 IP ablöste war es ähnlich. Dazu kam – wie es dann eben wie gesagt manchmal so ist – dazu, dass die Dominikaner etliche lucky, blooper hits erzielen konnten, wir nicht. Wir machten ein, zwei Errors trotz auch wieder einiger sehr guter plays, sie nicht. Beim Stande von 0-7 nach zwei Innings war es gegen die starken Ozoria Jungs dann natürlich schwer zurück zu kommen, denn unsere Jungs waren nach 14 Tagen hardcore Baseballl natürlich auch ganz schön müde – physisch und auch mental. Jannick Uhlmann (Main Taunus) kam als Pitcher, da er am Vortag nur ein Inning gepitcht hatte und das Ganze beruhigte sich. Wir kamen sogar aufgrund einiger Hits auf 2 – 7 heran. Jannick warf 2 gute Innings und auch Linus Boll (Köln) machte seine Sache gut, auch wsenn er dann doch noch ein paar Hits und Runs aufgeben musste. Auch wir konnten zwischendurch zum 4 – 10 verkürzen, aber zu Ende wurde es dann doch deutlich. Emil Hirschberger (Heidenheim) wehrte sich am Schluß so gut es ging, aber die Dominikaner ließen es jetzt entspannt krachen, während wir am Schlag nichts mehr so richtig auf die Kette bekamen.

Am Abend war dann wie jeden Tag wieder 6th Tool Mental Talk, Nate Trosky war in große Form wie meist,er erzählte von Top US prospects, von etablierten Stars der MLB und wie es eben immer wieder und wirklich hauptsächlich zum größten teil auf die mentale Stärke ankommt. Es gibt wirklich jede Menge internationaler oder auch amerikanische Spieler, die zwar unglaubliche phyischje Tools vorweisen können, es aber einfach nicht konstant bringen und wieder in der Versenkung versinken weil sie das GDBRR einfach nicht konstant abrufen können. Wir habedn Karten und Wristbands verteilt, Nate hat sein neues Kurzbuch (Kenzai – japanische Weisheiten im Baseballkontext) vorgestellt und allen Spielern versprochen, ich bin mit den Jungs unter anderem nochmal das visualisierte Pre – und Replay durchgegangen.

Sie haben es 14 Tage lang toll gemacht, waren eine sehr gute verschworene Gemeinschaft wie selten und es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht, sie sind sicher um einiges spielstärker und als Spieler gereifter als noch zu vor.

Man darf bei allem auch nicht vergessen, dass alle dominikanischen Akademie, die wir 2023 teilweise überzeugend geschlagen hatten, dieses jahr mit älteren und besseren Spielern angetreten sind, denn auch die Dominikaner lassen sich ungern von so aus ihrer Sicht hergelaufenen Alemanes vorführen. Vor diesem Hintergrund konnten wir viele äußerst stark geführte Spiele für uns entscheiden und die Tatsache, dass am letztenTag dann doch wieder Bescheidenheit Einzug hielt, ist vielleicht sehr positiv zu bewerten.

Wir haben dieses Jahr neben dem one and only Nate Trosky  mit den Ex-Profis Napoleon Calzado (Ex MLB Orioles, Licey, Taiwan, Mexico), Sabriel Polanco (2022 noch in der kolumbianischen Winterliga sehr erfolgreich), Ezequiel Rodriguez, Ariel Benitez (FCA) neben unseren DBA Trainern Heiko Schumacher, Dominik Buder , Octavio Medina und mir selbst für unsere 2009-er/2010-er eine extrem geballte und hochklassige Coaching – Power aufgefahren wie es laut Nate Trosky weltweit einzigartig ist.

Die Jungs haben super mitgezogen, mal sehen wie lange das gelernte vorhält, wie gut die Jungs alles zu ihrer eigenen Formula machen werden.

Ein Xtra Dank an Marlies Boll, die wieder neben der medizinischen Betreuung auch die Bewahrung der Ordnung, Disziplin oder auch Hygiene  außerhalb des Platzes  zielführend und effektiv  im Griff hatte. Ein großes Dankeschön auch an Camelia Popa, die Besitzerin des Hotel Magic Tropical und an ihre mit – wenn nötig – harter, aber immer auch fürsorglich und liebevoller Hand geführte Crew.. Wir haben das Hotel komplett und  ganz für uns alleine gemietet , was natürlich seinen ganz eigenen Charme hatte.

Jetzt geht es heute nach hause und ziemlich bald nach Prag (PONY/COLT), dann zum MLB Camp nach Paderborn, zum U 16 Gateway Turnier nach regensburg und danach immer weiter, immer weiter, immer weiter…..

Baseball….my life not just a hobby