COLT World Series 2025 – Frühes Aus nach toughen Spielen
Close but no Cigar
Nach dem Gewinn des European Qualifiers in Prag, reisten 15 gut aufgelegte Jungs zusammen mit Gregg Norgren und Frau Christine nach Marion Illinois zur diesjährigen COLT World Series. Ich selber reiste direkt aus Taiwan an, wo zeitgleich die U12 WM stattfand. Die Anreise entpuppte sich zu einem Geduldspiel für die Mannschaft. Verspätungen und überbuchte Flugzeuge sorgten für einen eher holprigen und langwierigen Start in das Abenteuer. Dennoch war nach strapaziöser Anreise auch irgendwann das Ziel erreicht und wir starteten das Abenteuer. Beim letzten Besuch auf der COLT konnten wir sensationell das Halbfinale erreichen. Das wollten wir unbedingt wiederholen, bzw. am besten sogar toppen. Aufgrund der letztjährigen Finalteilnahme der Tschechen, waren wir als Europa Vertreter im Winners Bracket gesetzt und hatten einen ganzen Tag mehr Zeit, um in einer intensiven Trainingseinheit nochmal an den Feinheiten zu feilen.
Als erster Gegner wartete das Team aus Puerto Rico auf uns. Die Boricuas setzten sich souverän gegen Bay County Michigan durch und machten dabei einen soliden, starken Eindruck. Wir waren gewarnt, vor allem vor dem aggressiven Baserunning der wieselflinken Puerto Ricaner. Emilio Götz sollte es auf dem Hügel richten. Unser Starter hatte aber Probleme ins Spiel zu finden, haderte mit der Strikezone und so brachten wir uns gleich im ersten Inning unter Druck. Mit einem Gegenrun kamen wir noch glimpflich davon und merkten schnell, dass es ein toughes Spiel werden wird. Zwar pflückten wir immer wieder Runner von den Bases, angeführt vom starken Catcher Ben Harpham, dennoch klauten die Boricuas insgesamt zehn Kissen in 7 Innings.
Viele harte Hits konnte der Gegner nicht verzeichnen, eher die Anzahl an Walks und das Baserunning brachten uns in die Bredouille. Wir fighteten aber zurück und ließen das Spiel immer offen. Viele gute Defensivaktionen, löschten oft brenzlige Situationen und alles stand auf Messers Schneide. Leider verpassten wir viel zu oft in den entscheidenden Situationen den Clutch Hit zu setzen. Alleine zwei Mal konnten wir bei geladenen Bases keinen Run erzielen. So liefen wir lange einem 1:3 Rückstand hinterher. Samuel Redle hielt uns als Pitcher weiter im Spiel, aber der Offensivknoten wollte einfach nicht platzen. Im sechsten Inning dann schafften wir es endlich den Druck in etwas Zählbares umzusetzen.
Die Puerto Ricaner reagierten, brachten ihr Ass. Mit 93 Mph Fastball und gutem Slider wollten sie sich retten, haben aber die Rechnung ohne uns gemacht. Die At Bats wurden konzentrierter. So nutzten wir die vielen Walks. Benito Bull setzte noch einen drauf und schlug mit seinem harten Linedrive den Ausgleich über die Homeplate. Ein weiterer Walk brachte uns sogar die Führung. Drei Aus waren also nötig um das Spiel für uns zu entscheiden. Leider mussten wir aber den Ausgleich hinnehmen und so sahen wir uns in Extra Innings wieder. Anders als auf anderen Turnieren, gibt es hier keine Ghostrunner, es wird ganz normal weitergespielt. So entwickelte sich ein wahrer Krimi.
Ein 7 Inning Spiel ging plötzlich über 12 Innings. Es war wie verhext. Wir entschärften dank starkem Pitching von Vincent Arevalo jegliche Offensive der Gegner, konnten im Gegenzug aber einfach nicht den Winning Run nach Hause bringen. Im 12. Inning sorgte dann ein Passed Ball bei Läufer auf drei für die Führung der Puerto Ricaner. Leider fanden wir darauf keine Antwort mehr und ein harter Kampf ging letztlich verloren. Für alle Anwesenden ein Spektakel, für uns natürlich ein “Slap in the face”. Trotzdem ein Lob an die Jungs, die alles gegeben haben, am Ende aber den Kürzeren zogen. Uns fehlte einfach der so immens wichtige Clutch Hit, den es unbedingt gebraucht hätte, aber thats Baseball.
COLT World Series bedeutet Double Elimination, soll heißen, dass man sich eine Niederlage leisten kann, bei der nächsten ist das Turnier vorbei.
Gegner am Sonntag war die Truppe aus Youngstown Ohio, die ebenfalls ihr erstes Spiel verloren hatte, also ein wahres Elimination Game. Um es vorweg zu nehmen, lief es am heutigen Tag auch nicht besser. Der Lefty der Gegner hatte nach anfänglichen Problemen, schnell seinen Rhythmus gefunden, den wir scheinbar nicht brechen konnten. Pepe Stockhaus erwischte hingegen nicht gerade einen Sahnetag, war schnell durch viele Walks unter Druck. Offensiv schaffte es lediglich Luki Köttig mit einem harten Hit den einzigen Run für uns nach Hause zu schlagen. Die Jungs aus Ohio cruisten – angeführt vom starken Pitcher und sehr guter Defense – durch die Innings. Wir hatten dem ehrlicherweise wenig entgegenzusetzen. Insgesamt fehlte an diesem Tag der letzte Biss, der letzte Wille das Ruder noch rumzureißen. Vielleicht wog die Niederlage vom Vortag noch zu schwer, vielleicht waren wir an diesem Tag aber auch einfach unterlegen, was ja fairerweise auch mal vorkommen kann. Ärgerlich ist es trotzdem. So sitzen wir hier, ausgeschieden, und trauern den vergebenen Chancen nach.
Alles in Allem war es oder ist es immernoch ein wichtiger Trip, ein gutes Turnier, aus dem alle Anwesenden wieder mit vielen Erfahrungswerten rausgehen werden. Diese Spiele auf internationalem Top Niveau sind durch nichts zu ersetzen. Auch wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellt, so doch die Tatsache, dass das Erlebte genau den Unterschied in knappen Spielen in der Zukunft der jungen Baller machen wird. Von Seiten der Organisation PONY erhalten wir aber nur lobende Worte. Sowohl das Gezeigte auf dem Feld, als auch das Verhalten außerhalb, die Offenheit und Freundlichkeit der Jungs, kommen gut bei den Amerikaners an. Wir können also mit Stolz sagen, dass wir Deutschland wieder einmal gut vertreten haben.
Wir versuchen noch ein Freundschaftsspiel gegen eine ebenso ausgeschiedene Mannschaft zu organisieren um eben noch mehr dieser internationalen Duelle sammeln zu können. Mein Dank gilt auch Gregg Norgren meinem Assistant Coach und Christine Ascher für die Unterstützung vor Ort.
Nächstes Jahr versuchen wir jedenfalls wieder den Qualifier zu gewinnen, um erneut um die COLT Krone kämpfen zu können.